und niemand geht hin. Das hätte vor einem Jahr kein Mensch prophezeit. Im Gegenteil, wer eine derartige Vision gehabt hätte, hätte aller Voraussicht nach einen Vertrag mit einem Buchverlag einsacken können.
Aber wir schreiben das Jahr 2020 und die Frankfurter Buchmesse, normalerweise der Hotspot ausgehungerter Buchverschlinger, ist öde und leer. Oder besser gesagt: Online spielt die Musik. Und das ist wortwörtlich gemeint. Neben Live-Talk und Lesungen ist auch Musik zu finden.
Aber ich will ehrlich sein – es ist nur ein müder Abklatsch von der Realität. Ja, ein Tag auf der Buchmesse ist vergleichbar mit einem 20 km Wandermarsch, aber ich möchte es nicht missen. Bepackt mir aktuellen Verlagskatalogen schmerzen am Ende des Tages die Füße. Vom Bad in der Menschenmenge oder dem Anstehen in Signierstunden ganz zu schweigen. Und nicht zuletzt vermisse ich den Geruch von Büchern. Von frischgedruckten Büchern, die in den Regalen stehen und danach flehen, in die Hand genommen zu werden.
Die aktuelle Onlineversion ist schwach und eintönig. Ja, ich weiß – in Coronozeiten ist ein klassischer Buchmessealltag nicht möglich, aber dann wäre es vielleicht besser gewesen, die Veranstaltung ganz abzusagen. Wie in Leipzig. Denn wie viel schlechte Tonqualität und verpixelte Kameras erträgt der Zuschauer? Es mag spannend sein, die Bücherregale und die Papierstapel im Hintergrund der Autoren zu bestaunen, aber letzten Endes fand ich jeden Talk langweilig. Ich sage es mal so: Wie blabla und wenig Inhalt.
Ich hoffe sehr auf das nächste Jahr. Trotz schmerzender Füße und Menschenmassen. Live ist die Frankfurter Buchmesser einfach unschlagbar!!!!