Ich bin ein treuer Leser von Rafik Schami. Schuld daran ist meine Mutter. Von ihr leihe ich mir alle seine Bücher aus. Selbstverständlich wandert auch der neueste Roman von Schami durch unsere Familie. Auf dem Buchumschlag steht Roman, aber irgendwie ist es ein Krimi. Wobei das eine, das andere nicht ausschließt.
Natürlich spielt die Handlung auch in diesem Buch in Syrien. In einem korrupten, von einer Diktatur beherrschten Land. Eigentlich eine skurrile Idee einen Staatsdiener zum Protagonisten zu machen. Einen extrem sympathischen Staatsdiener – den erfahrenen Kriminalkommissar Barudi. Er ist Witwer, kinderlos und der mysteriöse Mord an einem Kardinal des Vatikans sein letzter Fall, bevor er in Rente geht. Da es sich bei dem Opfer um einen italienischen Staatsbürger handelt, schickt das Auswärtige Amt Kommissar Mancini nach Damaskus, damit dieser gemeinsam mit Barudi ermittelt. Aus dieser Zusammenarbeit wächst eine Freundschaft. Die beiden ermitteln und ärgern sich über das syrische System. Es gilt Verwandtschaftsverhältnisse zu beachten und Niemanden auf dem Schlips zu treten. Doch am Ende sagt der Geheimdienst, wer für den Mord verantwortlich ist. Was nicht immer der Wahrheit entspricht.
Ich fragte mich während des Lesens, was uns Schami mit dem Roman sagen wollte? Er kritisiert (zu Recht) das Regime in Syrien, verurteilt Islamisten und zeigt den Hang der Menschen zu Wunderheilern auf. Es geht um Hass, aufgrund von Religion und um die Liebe zwischen Mann und Frau. In Schamis Büchern finden sich viele kleine Lebensweisheiten, die der Leser sich leider nicht alle merken kann. Aber letzten Endes ist es doch die Sprache, die den Leser immer wieder in den Bann zieht. Schami ist Exil-Syrer, eine Migrant, aber kein andere Schriftsteller beherrscht die Vielfalt der deutschen Sprache besser als er. Seine Sprache ist bunt, wie eine blühende Waldwiese. Er kostet die Fülle an Wörtern, die die deutsche Sprache ihm schenkt, aus.
Trotzdem hat mich dieser Roman nicht überzeugt. Ich muss jedoch gestehen, dass nach „Sofia“ kein anderes Buch mich je wieder derart in seine Welt gezogen hat.
Wer die Sprache von Rafik Schami liebt, wird aber auch mit diesem Buch glücklich werden.